Telemetrie in der Praxis
Als Ingenieur bin ich an neuem stets interessiert, so lag es bei meinem Wiedereinstieg vor gut zwei Jahren auf der Hand, auf die Technik zu setzen: Zuerst in einer mit dem FrSky System aufgerüsteten Futaba FC-28, später mit dem Graupner HOTT System in der MC32. Natürlich kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, wie schon bei der Einführung von 2.4 GHz sind keine Standards in Sicht. Die angebotene Funktionalität dagegen ist einigermassen einheitlich. Die Erfahrungen lassen sich gut verallgemeinern.
Das Prinzip
„Telemetrie“ steht für „Fernmessung“, also die Übertragung von Messdaten. In unserem Fall sind damit Daten vom Flieger zum Piloten gemeint. Statt dem bisherigen Einweg-System, welches nur Steuerdaten zum Empfänger übermittelt, gibt es hier einen Rückkanal. Im Flieger drin werden verschiedene Sensoren eingesetzt, welche mehr oder weniger nützliche Daten sammeln, auswerten und typischerweise via Empfänger zurückmelden.
Gleiche Sensoren, verschiedene Konzepte
Die Hersteller von Telemetriesystemen bieten alle eine ähnliche Palette an Sensoren. Die Empfänger liefern Informationen zur Übertragungsqualität und die Eingangsspannung. Einige messen zusätzlich eine externe Spannung direkt oder mittels einfachem Spannungsteiler. Für die Batterieüberwachung gibt es Spannungsmesser für die Gesamtspannung oder für jede Zelle einzeln, ebenso werden Ströme gemessen und damit auch die verflogene Kapazität ermittelt. Beim Antrieb wird die Drehzahl gemessen, entweder direkt beim Propeller oder indirekt über die Phasen beim Brushlessmotor. Verbreitet ist auch eine Temperaturmessung um überlastete Komponenten zuverlässig zu erkennen. Selbst der Füllstand des Tanks bei Verbrennern kann gemessen werden. Für Segler sind vor allem barometrische Höhenmesser und Vario interessant, ein GPS hilft beim Suchen eines entflogenen Vogels. Eher exotisch ist die Geschwindigkeitsmessung mittels Pitot-Rohr.
Neben den Herstellern der Fernsteuerungen gibt es auch ein paar Drittfirmen, welche Telemetriesensoren für die verbreiteten Systems anbieten. Bei unseren „Heimlieferanten“ ist zum Beispiel das UniSens-E vom SM Modellbau erhältlich, welches Spannung, Strom, Drehzahl und Variodaten in einer sehr kompakten Einheit liefert. Bekannt sind auch die Varios von wsTech oder Renschler (Picolario).
Sensormodule vs. Datenkanäle
Während sich die Hersteller bei der Auswahl der Sensoren einigermassen einig sind, unterscheidet sich vor allem das Packaging und die Konfiguration. Graupner tendiert dazu, möglichst viele Sensoren in ein einzelnes Kästchen zu packen. Das gilt auch für das Übertragungsprotokoll: Es gibt eine fixe Anzahl an Modultypen, welche das System automatisch erkennt: General Air (GAM), Electric Air (EAM), Speed controller (ESC), GPS und Vario. Diese Module kombinieren eine Vielzahl von Sensoren, das EAM zum Beispiel misst 14 Einzelzellen, Strom, Hauptspannung und zwei zusätzliche Spannungen, 2x Temperatur und hat ein Höhenmesser mit Vario. Einfachere Module wie der Sensor zur Einzelzellenüberwachung bis 4S melden sich wie ein „grosses“ Modul an, und liefern einfach keine Daten für die nicht vorhandenen Sensoren. Die Darstellung auf dem Sender erfolgt ebenfalls nach Modulen gruppiert.
Ein anderes Konzept verfolgen Futaba und Multiplex. Hier ist jeder Messwert einem eigenen Datenkanal zugeordnet. Es findet keine Gruppierung statt. Die Adressierung ist frei konfigurierbar, bei der Darstellung auf dem Sender lassen sich beliebige Werte kombinieren.
Das Modulprinzip von Graupner ist extrem einfach zu konfigurieren: Modul anstecken und gut ist, jeder Sensor hat seinen vordefinierten Platz. Der Preis dafür ist die Flexibilität: Jedes Modul kann nur einmal verwendet werden, bei einer mehrmotorigen Maschine kann z.B. nur ein Speed Controller Daten liefern. Oder ist sowohl ein EAM wie auch ein GPS installiert ist es nicht klar, welches Modul nun die Varioinformation liefert.
FrSky vereint die Nachteile der beiden: Jeder Sensor ist sein eigenes Modul, es sind aber keine individuellen Kanäle konfigurierbar. Das ist zwar sehr einfach, aber auch limitiert. Bei dem Preis für das System schaut man gerne darüber hinweg, eine grosse mehrmotorige scale Maschine wird aber eh kaum jemand damit fliegen wollen.
Auswertung im Sender oder Sensor
Graupner steckt relativ viel Intelligenz in die Sensoren. Die Schwellwerte für zulässige Spannungen oder Ströme sind im Sensor gespeichert, dort werden auch die Warnungen generiert. Das Electric Air Modul geht sogar so weit, dass es den Gaskanal begrenzen kann, wenn zu viel Strom fliesst oder die Akkuspannung zu niedrig ist. Das Konzept bietet einige Vorzüge: Die Daten können im Sensor schneller verarbeitet werden und so zum Beispiel auf Spannungsspitzen ansprechen, die für die normale Telemetrieauflösung zu kurz wären. Für Nachrüstsysteme ist die Speicherung der Konfiguration im Sensor ein riesen Vorteil, für integrierte Systeme dagegen wird es eher etwas unübersichtlich.
Datenausgabe
Grosse Displays am Sender sind nett, für Telemetrieinformation im Flug gibt es aber eigentlich nur eine sinnvolle Lösung: Sprachausgabe und akustische Warnungen. Die Aufmerksamkeit gehört dem Flieger, und wer in just den Situationen auf den Sender schaut, in welchen die Telemetrie die wichtigsten Informationen gibt, handelt fahrlässig: Akkuspannung unter Vollast, also zum Beispiel in einer Senkrechtpassage beim Kunstflug, oder die Höhe beim Segelfliegen an der Sichtgrenze. Für die Akkukontrolle vor dem Start oder die Strommessung beim Optimieren der Luftschraube ist das Display nützlich, aber dafür gäbe es auch andere Möglichkeiten ohne Telemetrie.
Ich bin ein Jahr mit Telemetrie aber ohne Sprachausgabe oder akustische Warnung für die Akkuspannung geflogen. Die Spannung prüfte ich jeweils beim gemütlichen Vorbeiflug via Display und habe dabei natürlich prompt einen Satz Akkus ruiniert, weil ich mich in falscher Sicherheit wähnte. Eine reine Flugzeituhr mit Sicherheitsmarge wäre besser gewesen.
Nachrüsten oder neu kaufen?
Wer seinen bestehenden Sender gerne weiter verwenden möchte, findet Nachrüstkits mit Displays für Telemetrie. Häufig arbeiten diese im Verbund mit einem 2.4 GHz Sendermodul. Dies ist zum Beispiel beim FrSky System der Fall: Ein kleines Display wird vom Modul angesteuert und zeigt die wichtigsten Daten. Das funktioniert auch bei Graupner so. Bei Futaba hat das Modul einen eigenen 2.4GHz Empfänger eingebaut und ist somit unabhängig vom Sender. Ganz nett sind die Lösungen, welche das Smartphone via Bluetooth ins System einbinden und dieses für Sprachausgabe und Datenauswertung verwenden. Es gibt auch Lösungen, welche komplett unabhängig von der Fernsteuerung arbeiten: Bewährte Varios zum Beispiel verwenden eine 433 MHz Funkstrecke. Das Quanum System arbeitet mit 2.4 GHz für Akkudaten. Von letzterer Sorte würde ich tendenziell abraten, da diese unkoordiniert auf demselben Frequenzband und direkt neben dem Empfänger rumfunken.
Auf den ersten Blick bieten diese Lösungen einen kostengünstigen Einstieg in die Telemetrie. Inzwischen aber sind die Senderpreise so weit gefallen, dass ich persönlich davon Abstand nehmen würde. Abgesehen vom etwas unhandlichen Kabelwald stört vor allem die fehlende Verbindung zum Modellspeicher. Wer mal schnell auf dem Platz den Flieger wechselt, will nicht jedes Mal die Telemetrie konfigurieren, nur weil jetzt ein 3S statt 4S Akku drin ist oder das Vario im Motorflieger stumm sein soll. Als ich für mein FrSky System Sprachausgabe und ein Varioton wollte, hätte ich das zwar mit einem V-Speak Modul für gut 100.- noch nachrüsten können, aber das Konfigurationsgefummel wurde mir zu viel, dafür war gerade die MC-32 in Aktion…
Im Einsatz
Für Technikbegeisterte ist die Versuchung gross, möglichst alle verfügbaren Sensoren in jedes Modell zu stopfen. Schlussendlich aber werden nur wenige Daten wirklich im Flug gebraucht.
Akkuüberwachung
Im Elektroflug ist das Wichtigste die Spannungsmessung vom Antriebsakku. Wer den LiPo Akku schonen will, fliegt nicht wesentlich unter 3.4V pro Zelle unter Last. Die Spannungsmessung ist viel zuverlässiger als jede Motorzeituhr, da sie unabhängig von der Temperatur und dem allgemeinen Akkuzustand immer die massgebliche Grösse darstellt. Die Messung der verbrauchten Kapazität hilft, die verbleibende Flugzeit oder die verbleibenden Steigflüge im Motorsegler zu schätzen, ist aber für die Akkulebensdauer eigentlich irrelevant. Beim LiFePO sieht es etwas anders aus, da dieser Akku-Typ eine sehr flache Spannungskurve hat. Hier bietet die Kapazitätsmessung eine sehr nützliche Ergänzung.
Über den Sinn einer Einzelzellenmessung kann gestritten werden. Zwar ist die Zelle mit der niedrigsten Spannung die relevante, aber bei einem gesunden Akku sind die Unterschiede vernachlässigbar. Grössere Drifts erkennt man schon beim Laden und kann den Akku dann gelegentlich entsorgen.
Wird ein separater Empfängerakku eingesetzt, macht es natürlich Sinn, auch diesen zu überwachen. Ohne BEC misst der Empfänger in der Regel direkt die Spannung, andernfalls muss ein separater Sensor eingesetzt werden.
GPS
Das zuverlässigste Hilfsmittel, um einen verlorenen Flieger im Mais oder in den Bäumen zu finden, ist ein GPS Tracker, wie er letztes Jahr von Didi vorgestellt wurde. Ist dieser zu schwer oder zu unhandlich, leisten die kleineren Sensoren für die Telemetrie gute Dienste. Das Problem dabei ist, dass beim Abbruch der Funkstrecke keine Daten mehr kommen. War die Ursache des Absturzes ein technischer Defekt, dann kann zwischen Stromausfall und Aufschlag viel Strecke vergangen sein. Nicht alle Sender zeigen den letzten Wert an, der empfangen wurde – dann hilft nur noch die Logging-Funktion.
Die Geschwindigkeitsmessung per GPS ist auf den ersten Blick interessant, für uns Flieger aber nur bedingt hilfreich: Es handelt sich dabei um die Ground Speed, die weder Wind noch Höhenänderung berücksichtigt. Wer die Airspeed wissen will, braucht eine Messung basierend auf dem Staudruck.
Vario
Für Segelflieger ist ein gutes Vario das Dopingmittel schlechthin. Entsprechende Sensoren sind bei allen Herstellern bereits für wenig Geld im Programm. Der Piepser im Ohr hilft ungemein, kleine Bärte zu finden und darin zu zentrieren, während die gelegentliche Höhenansage die Bestätigung bringt, dass ein schwacher Schlauch auch tatsächlich trägt. Für den optimalen Einsatz muss man aber die Limitation der günstigen Sensoren kennen: Deren Messungen sind mit grossem Rauschen behaftet. Das wird man nur dadurch los, indem mittels mehr oder weniger ausgeklügelten Filtern das Signal geglättet wird. Konsequenz davon ist, dass die Resultate mit einiger Verzögerung ausgegeben werden. Der Pilot hört nicht was ist, sondern was vor etwa einer Sekunde war… Dasselbe gilt für die Knüppelthermik: Im richtigen Segelflieger wird mittels TEK-Düse die Geschwindigkeitsänderung mitberücksichtigt, so dass das Steigen unabhängig vom Höhenrudereinsatz angezeigt wird. Beim Fliegen müssen diese Effekte vom Piloten berücksichtigt werden. Andernfalls kann das Problem auch mit Geld gelöst werden: Wirklich gute Varios mit TEK-Düse und fein aufgelösten Sensoren gibt es schon länger für Modellflugzeuge. Die meisten Geräte von Drittherstellern funktionieren inzwischen auch mit den Telemetriesystemen der grössten Lieferanten von Fernsteuerungen, so dass man sich die separaten Funkstrecken sparen kann und von den Vorteilen der integrierten Lösung profitiert.
Logging
Die Datenflut der Sensoren kann während dem Flug kaum vernünftig verstanden werden, die Reduktion auf das Wesentliche ist notwendig. Die meisten Sender bieten aber auch die Möglichkeit, die Daten auf eine Speicherkarte zu schreiben, welche später am Computer ausgelesen und ausgewertet werden kann. Das ist insbesondere für die Antriebsoptimierung für die ersten paar Flüge interessant. Wie viel Strom wirklich im Steigflug gezogen wird, lässt sich am besten aus dem Log herauslesen. Oder auch Hinweise, ob der Akku die geforderte Leistung bringt und ob der Motor und Regler überhitzt.
Die Datenlogs können auch für die Fehlersuche hilfreich sein: In meiner Yak hatte ich bei warmen Wetter gelegentliche kurze Aussetzer der Steuerung. Aus dem Log konnte ich klar erkennen, dass jedes Mal ein Einbruch der Empfängerspannung vor dem Aussetzer stand: Ein klarer Hinweis, dass das BEC im Regler überlastet war, und nicht irgendein Wackelkontakt bei der Antenne die Ursache war. Mit dem Wissen war das Problem dann schnell behoben.
Zusammenfassung
Alle Jahre wieder möchten uns die Hersteller eine neue Generation von Produkten verkaufen. Beim Umstieg auf 2.4 GHz lagen die Vorteile auf der Hand, und kaum jemand fliegt heute mehr mit dem alten System. Auch die Telemetrie wird sich als Standard durchsetzen, allerdings ist der Umstieg weniger dringend: Auch mit der guten alten Flugzeituhr lassen sich Akkus schonen. Wer es allerdings mal hat, möchte es nicht mehr missen.
Tipps für Graupner
Sämtliche Graupner/SJ Anlagen neueren Datums bieten eine Vielzahl an Telemetriefeatures. Um diese sinnvoll zu nutzen, sollten ein paar Einstellungen gemacht werden. Das Beispiel wurde auf der MC32 programmiert, müsste so ähnlich aber auch auf die kleineren MC-20 und MC-16 übertragbar sein.
Zuerst einmal gilt es, die Sprachausgabe zu konfigurieren. In meinem Motorsegler will ich Akkuspannung, verbrauchte Kapazität, die aktuelle Höhe und die Flugzeit wissen. Alle anderen Daten habe ich ausgeschaltet. Die Sprachausgabe kann so konfiguriert werden, dass der aktuelle Wert alle x Sekunden ausgegeben wird. Mir ist das zu gesprächig, also habe ich statt einem Ein-/Ausschalter für die Funktion den linken Taster gesetzt. Eine kurze Betätigung startet die Ausgabe, ohne die Wiederholung zu aktivieren. Den rechten Taster verwende ich, um zwischen den Werten zu springen. Das lässt sich gut im Flug bedienen, ohne auf den Sender zu schauen. Noch eleganter wären Taster im Knüppel, solche lassen sich nachrüsten.
Das Vario habe ich auf einen eigenen Schalter gesetzt. Achtung: Bei Graupner gibt es zwei Möglichkeiten, den Varioton zu generieren: Entweder wertet der Sender den aktuellen Wert aus, oder der Sensor schickt sie über das System der „Warnungen“. Letzteres wird bei der Nachrüstbox benötigt. Ganz schlecht funktioniert es, wenn beide eingeschaltet sind – dann kommt es zum Chaos. Ich schalte daher immer die Funktion beim Sensor aus, indem dort die Sensitivität auf AUS geschaltet wird.
Die Lautstärke der Ansagen lässt sich getrennt für Vario und anderes einstellen. Ich habe beides auf je einen Drehregler oben am Sender konfiguriert, so dass ich notfalls auch im Flug blind die Werte je nach Situation anpassen kann.
Tipps für Futaba
Ich kann mich den allgemeinen Beschreibungen des Hauptautors Martin anschliessen, speziell dass während des Flugs vor allem die Sprachausgabe wichtig ist. Hier noch ein paar Hinweise aus meiner bisherigen Nutzung der Robbe/Futaba FX-32, die generell auch für die FX-22, die T14SG und T18MZ gelten.
Ich habe letzten Sommer wegen der Telemetrie und dem besser ablesbaren Senderdisplay eine FX-32 gekauft. Dringend nötig gewesen wäre das nicht, aber man hantiert halt auch mal gerne mit neuen Spielsachen. Futaba/Robbe befand sich gegenüber den anderen Herstellern telemetriemässig stets etwas im Hintertreffen, aber im letzten Sommer waren dann die wichtigsten Sensoren und Funktionen verfügbar. Da bei Futaba die Telemetrieauswertung im Fernsteuersender erfolgt, muss dazu auch die entsprechende Software installiert sein. Früher bei der FX-30 habe ich während 4 Jahren nie einen Update installiert. Bei der FX-32 habe ich gleich im ersten Monat zwei neue Software Versionen installieren müssen. Keine Angst, das geht recht einfach und mit Hilfe eines Kollegen, welcher das auch schon gemacht hat, noch schneller. Wenn ein neuer Sensor ausgeliefert wird oder neue Messwerteinheiten angezeigt und akustisch ausgegeben werden sollen, dann kann der Sender das ohne SW-Update natürlich nicht. Das Einlesen und Zuteilen der Sensoren auf die 32 Sensor Übertragungskanäle erfolgt an der S.BUS II Programmierbuchse des Fernsteuersenders. Normalerweise muss man sich mit den Sensorkanälen aber nicht herumschlagen. Der Sender übernimmt das selbständig, auch wenn man denselben Sensor mehrmals im Modell eingebaut hat, wie das bei einem mehrmotorigen Elektroflieger für die Strom- und Drehzahlmessung der Fall sein könnte.
Um während des Flugs die wichtigsten Telemetrieinformationen einigermassen ablesen zu können, kann man bei Futaba die drei wichtigsten Messwerte frei auswählen und auf dem Display gross anzeigen lassen. In diese Anzeige kommt man während des Flugs mit einem Tastendruck wenn man dies nicht vorher schon ausgewählt hat. Im Fall meiner Focke Wulf FW-190 interessierten die Gesamtzellenspannung, der aktuelle Strom und die verbrauchte Kapazität.
Die weiteren Messwerte werden im Telemetriemenu angezeigt, wo man der Reihe nach durch alle Sensoren durchgehen kann, was wohl im Flug niemand tut. Allerdings kann man nach dem Flug bei allen Messwerten Minima und Maxima ablesen. Auch die letzten gemessenen Werte kann man auslesen, was im Fall eines RC-Ausfalls bei der Suche des Modells anhand der letzten Koordinaten sehr hilfreich sein kann.
Die akustische Ausgabe erfolgt einerseits mittels Programmierung von unteren oder oberen Alarmschwellen, hier bei der Antriebsakkuspannung mit Ansage „Batteriespannung kleiner 10.2 Volt“, und andererseits durch Zuordnen eines Schalters oder Tasters pro gewünschtem Messwert. Wie unten sichtbar, habe ich auf dem Schalter „E“ die Ansage für die Spannungsmessung des Antriebsakkus programmiert. Wenn ich den Taster betätige, spricht die nette Dame im Sender die aktuelle Spannung einmal aus, beim Umlegen eines Schalters jede Sekunde. Solche Zuordnungen habe ich ebenfalls mit weiteren wichtigen Messwerten, wie Höhe, Stromverbrauch, verbrauchte Kapazität und der Geschwindigkeit vorgenommen. Natürlich muss man dann im Flug wissen, welcher Schalter was auslöst oder dann halt durchprobieren - die Dame nennt ja die Messgrösse. In der Praxis interessieren einen wohl meist nur 1-3 Werte pro Flugzeug. Die Zuordnung der Anzeige und Ausgaben erfolgt unabhängig für jeden Modellspeicher.
Futaba hat die komplette Palette an Sensoren, aber es gibt auch Dritthersteller. Für Modelle mit Elektroantrieb gefällt mir der UniSens-E von SM Modellbau sehr gut. Er enthält eine Druckmessung für Höhe und Vario, Strom, Spannungs-, Leistungs- und Kapazitätsmessung für den Antrieb und einen Drehzahlmesser und lässt sich für Futaba, Graupner, Multiplex und Jeti programmieren. Das alles für unter 100.-.
Bezüglich Vario fliege ich seit Jahren mit dem Renschler Picolario. Renschler hat ein für den Modellsegelflug optimiertes System entwickelt, bei dem die akustische Ausgabe bereits im Sensor erzeugt und mit 433 MHz ISM Funk auf ein kleines Walkytalky und den Kopfhörer im Ohr übertragen wird. Das neuste Picolario 2, welches neben der bisherigen Funkübertragung auch als Sensor für den S.BUS II eingesetzt werden kann, habe ich zwar bestellt, aber noch nicht getestet. Als Sensor an der Futaba Telemetrie angeschlossen, wird es sicher hervorragende Variodaten liefern. Die akustische Ausgabe wird dann aber im Sender auf Futaba Art erzeugt und noch einige Zeit nicht ganz so ausgefeilt sein wie die von Renschler selber. Die Renschler eigene Akustikausgabe im Picolario hat ein optimales Variosignal für Steigen und Sinken und spricht je nach Programmierung und Stellung des Steuerkanals sofort, alle 30 Sekunden oder alle 50m die aktuelle Höhe.
Es ist davon auszugehen, dass künftig weitere Drittlieferanten wie SM Modellbau clevere und mit den gängigen Telemetriesystemen nutzbare Sensoren zu vernünftigen Preisen anbieten werden, was wohl das Herstellerdiktat etwas abschwächen wird. Allerdings müssen diese Sensoren dann einen bekannten Futaba Sensor „spielen“, denn sonst kann ihn der Fernsteuersender nicht einlesen und kann auch nichts mit den übertragenden Messwerten anfangen. Wünschenswert wäre auch, wenn die Drehzahlsteller künftig gleich Telemetriesensoren eingebaut hätten und an den S.BUS II angeschlossen werden könnten. Das würde das Kabelwirrwarr im Flieger und die Fehleranfälligkeit ziemlich reduzieren.
Tipps für Multiplex
Multiplex war 2009 eine der ersten Steuerung mit integriertem Telemetrie-System. Dabei wurde das von Martin beschriebene System eingesetzt, das die Programmierung der Sensoren direkt in diesen vornimmt. Zur Verfügung stehen 15 Rückmeldekanäle, die alle frei programmiert werden können.
Einzelne Sensoren wie z.B. der Stromsensor können dabei mehrere Werte zurücksenden, z.B. auf einer Adresse den aktuellen Wert, optional auf einer weiteren Adresse den Durchschnitts- oder den max. oder den min. Wert, und nochmals optional auf einer weiteren Adresse die Akkukapazität oder die entnommene Kapazität oder die Restkapazität. Leider können mit diesem System die Werte und die Anzeigen nicht über die Fernsteuerung programmiert und daher auch nicht einem Modellspeicher zugeordnet werden, sondern müssen direkt in die Sensoren gespeichert werden. Dies kann elegant über einen PC erfolgen.
Das bedeutet aber, dass man entweder einen Laptop mit auf den Flugplatz nimmt, um Änderungen vorzunehmen, oder man sich der etwas umständlichen Programmierung mit dem 2-Zeilen Display des Multimate behilft:
Das Multimate bietet aber immerhin nebst der Programmierung der Sensoren auch noch folgende Funktionen an: das Programmieren von Multiplex Empfängern (z.B. Failsafe), Servos, Reglern sowie dem Souffleur (s. weiter unten) / einen eingebauten Servotester / einen eingebauten Servo-Impulsmesser.
Das Pioniersystem hat aber leider aus heutiger Sicht ganz klare Nachteile, da der Sender ganz simpel und einfach nur die übertragenen 15 Kanäle als Wert auf dem Display anzeigt, that’s it! Das bedeutet:
· Keine modellspezifischen Programmierungen und Abspeicherungen
· Keine Sprachausgabe und entsprechende Programmierung über den Sender
Für die Sprachausgabe hat Multiplex nachträglich den sogenannten Souffleur entwickelt, der die vom Empfänger übermittelten Daten parallel zum Sender empfängt, und in eine Sprachausgabe umwandelt. Um dies zu erlauben, muss aber dem Souffleur gesagt werden, welcher Wert auf welchem der 15 Kanäle übertragen wird, und wie dieser Wert heissen soll. Nun hat man ja für Segler, E-Segler, Motormodelle, Helikopter etc. wahrscheinlich unterschiedliche Konfigurationen. Es stehen einem aber nicht beliebig viele Konfigurationen im Souffleur zur Verfügung, sondern nur deren 5. Das heisst, dass man sich 5 universelle Konfigurationen a max. 15 Kanäle vordefinieren muss. Programmieren kann man das wieder recht komfortabel über dasselbe PC Programm, das übrigens auch für die Sender- / Empfänger- / Servo- & Sensorenprogrammierung benutzt werden kann, oder dann auch etwas mühsamer über das oben beschriebene Multimate
Das wird nun alles ein bisschen kompliziert. Mein Rat für Multiplex Anwender ist daher kurz und bündig:
· Vorab überlegen und definieren, welche Kanäle für welche Werte benutzt werden sollen. Kanäle wie die Höhenangabe, die bei allen Modellen genutzt werden sollen am besten immer auf dem gleichen Kanal.
· Möglichst universelle Programmierung der Sensoren vornehmen, da man ja nicht unbedingt in jedem Modell eigene Sensoren einsetzen will, ausser die Kosten spielen einem keine Rolle. Ich habe z.B. 1 Seglerset mit Vario und GPS und Spannungsmesser (für die 2 Empfängerakkus), die ich jeweils von Modell zu Modell wechsle.
· Universell programmierte Souffleur-Konfigurationen, z.B. für Segler / Motormodell / Helikopter, vordefinieren.
· Übrigens, der Sender behält keine Werte wenn der Empfänger keine mehr sendet, und eine Datenaufzeichnung ist nur im Modell bei den Sensoren möglich, nicht im Sender! Daher bringt das GPS Modul bei einem Absturz herzlich wenig, ausser wenn das Modul und der Empfänger immer noch arbeiten würden, und eine Verbindung mit dem Sender stehen bleibt. Daher setzte ich nach wie vor einen separaten GPS Tracker via Handy ein.
Über alles gesehen ist aus meiner Sicht das Multiplex Telemetriesystem leider nicht mehr Stand der Technik, und relativ komplex und kompliziert zu programmieren und konfigurieren. Die modellspezifische Zuordnung im Sender, sowie die entsprechende modellspezifische Sprachausgabe via Sender fehlen sehr. Will jemand Telemetrie intensiv nutzen und einsetzen, und überlegt sich eine Neuanschaffung einer Fernsteuerung, dann würde ich ehrlicherweise von Multiplex eher abraten, auch wenn ich sonst mit der allgemeinen Programmierfreundlichkeit sehr zufrieden bin.